„Unternehmer und Politik beurteilen die MEC außerordentlich positiv"

Prof. Dr. Dieter Hundt im Interview mit der chinesischen Zeitung Economic Daily

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Als er vom Bundeskanzleramt gefragt wurde, ob er das deutsch-chinesische Pilotprojekt „Metal Eco City“ (MEC) begleiten würde, war er skeptisch. Er befürchtete, die MEC sei eine der vielen chinesischen Industriestädte, die nur auf Hochglanzpapier existieren. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Zhongde Metal Group GmbH in Stuttgart: Prof. Dr. Dieter Hundt, Ehrenpräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Im Interview mit dem Chefkorrespondenten der Zeitung China Economic Daily erklärt er,  warum die MEC ein wichtiger Partner für die erfolgreiche deutsch-chinesische Wirtschaftsentwicklung ist.

1. Welche Rolle spielt die MEC in der deutsch-chinesischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit als Pilotprojekt?

Prof. Dr. Hundt: Die MEC – ein Industriepark mit einer Fläche von ca. 25 qm und einem vorgesehenen Investitionsvolumen von 20 Milliarden  Euro – ist der erste chinesisch/deutsche Industriepark in China, der aus der Wirtschaft heraus entstanden ist. Die Regierungen beider Länder begleiten das Projekt mit großem Interesse.
Deutsche Großfirmen bzw. Konzerne sind schon seit Jahrzehnten in China aktiv. Die MEC ist ein Projekt für den deutschen bzw. europäischen Mittelstand und vor allem auch ein Pilotprojekt für den Ansatz, Leben und Arbeit in Einklang zu bringen und umweltfreundliche Lösungen zu realisieren.

2.  Wie schätzen Sie die Entwicklung der MEC ein?

Prof. Dr. Hundt: Bei meinen regelmäßigen Besuchen in etwa halbjährlichem Rhythmus bin ich über den Fortschritt des Projekts stets beeindruckt. Auch deutsche Unternehmen sowie hochrangige Vertreter der Politik, die von der deutschen Tochtergesellschaft des Investors, der Zhongde Metal Group GmbH, Stuttgart, betreut und regelmäßig nach Jieyang begleitet werden, beurteilen das Projekt außerordentlich positiv. Erste Firmen haben in der Zwischenzeit in der MEC ihre Produktion aufgenommen. Weitere stehen unmittelbar davor, wobei das besondere Interesse auch der Umweltthematik gewidmet wird.
Besonders wichtig ist, dass beim Thema Ausbildung von Fachkräften jetzt der Durchbruch gelungen ist. In Kooperation mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) wird in der MEC in Kürze ein Zentrum für die gewerbliche Ausbildung nach dem deutschen dualen System in Betrieb genommen. Darüber hinaus gibt es Kontakte mit interessierten Hochschulen in Deutschland, die ein duales Studium anbieten wollen.

3. Welche Potentiale sehen Sie noch in diesem Projekt?

Prof. Dr. Hundt: Die Potentiale in der MEC für chinesische und deutsche bzw. europäische Firmen bestehen für innovative Fertigungen von Produkten für den asiatischen Markt in der Umwelttechnologie aller Bereiche – Wasser, Luft, Abfall und Boden sowie Elektromobilität und Brennstoffzellen. Deshalb hat die MEC das Potential, ein Leuchtturm der chinesischen Industrie zu werden.

4. Wie schätzt die deutsche Wirtschaft, besonders Unternehmen, die bei der MEC aktiv sind, das Projekt ein – und welche Erwartungen haben sie?

Prof. Dr. Hundt: Deutsche Unternehmen sehen unverändert große Chancen, auf dem riesigen chinesischen Markt Fuß zu fassen und allein oder gemeinsam mit chinesischen Partnern erfolgreich zu sein. Deutsche Unternehmen – im Jahr 2016 haben in Begleitung der Zhongde Metal Group GmbH, Stuttgart, mehr als 100 Unternehmensvertreter die MEC besucht – sind beeindruckt von den Möglichkeiten in Jieyang. Die Unterstützung von Firmen vor Ort und auch seitens der Politik ist enorm. Eine wichtige Rolle spielt die Betreuung deutscher Interessenten durch die Zhongde Metal Group GmbH, die das Vertrauen deutscher Interessenten in Ansiedlungen in der MEC erhöht und sicherstellt, dass die Unternehmen gut beraten werden.

5. Was bedeutet das Projekt für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland? Wie können beide Seiten das Projekt weiter unterstützen?


Prof. Dr. Hundt: Für die chinesisch/deutschen Wirtschaftsbeziehungen, deren Erfolg ich auch in Zukunft als außerordentlich wichtig ansehe, ist die MEC ein richtungsweisendes Pilotprojekt. China ist aktuell der stärkste Handelspartner der deutschen Wirtschaft und die politischen Entwicklungen werden zu einer weiteren Intensivierung der chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen führen. Allerdings muss in Zukunft sichergestellt werden, dass europäische bzw. deutsche Investoren in China gleichbehandelt werden wie chinesische Unternehmen in Deutschland. In der MEC werden Partnerschaft und ein erfolgreiches, freundschaftliches Verhältnis zwischen chinesischen und deutschen Firmen in der Praxis schon gelebt.

Das Interview wurde von Prof. Dr. Dieter Hundt autorisiert.