Digitalisierung und Zukunftsbranchen in Deutschland und China

Deutsch-Chinesischer Wirtschaftstag 2017 in der chinesischen Botschaft

 Anja Barlen-Herbig |   |  Industrie 4.0 , Umwelt , Automobilindustrie

Welchen Einfluss wird die Digitalisierung auf die Arbeitswelt haben? Was sind die Zukunftsbranchen in Deutschland und China? Welche Modelle des Markteinstiegs gibt es für Unternehmer beider Länder? 25 Referenten aus Deutschland und China informierten beim Deutsch-Chinesischen Wirtschaftstag 2017 über aktuelle Entwicklungen der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. 

Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung (DCWT) hatte zum 30. Jubiläum in die chinesische Botschaft eingeladen. Mehr als 200 Vertreter aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung nach Berlin. Die Zhongde Metal Group GmbH (ZMG) war einer der Sponsoren der Veranstaltung. Das Team informierte über die Aktivitäten und Leistungen sowie über die Industriestandorte der ZMG in der Provinz Guangdong. Mike de Vries, Vorsitzender der Geschäftsführung, zeigte die Marktpotentiale und Einstiegsmodelle für deutsche Mittelständler in China auf.

Alle Referenten hoben die besondere Bedeutung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit hervor. Seit 45 Jahren pflegen Deutschland und China diplomatische Beziehungen auf verschiedenen Ebenen. Aber auch zu diskutierende Themen wurden angesprochen – wie etwa die Angst vor dem Ausverkauf der deutschen Wirtschaft oder ungleiche Marktbedingungen für chinesische und ausländische Unternehmen.  

Wang Weidong, Leiter Wirtschafts- und Handelsabteilung der Botschaft der Volksrepublik China in Deutschland, betonte, dass Chinas 19. Parteitag historische Bedeutung für die ganze Welt habe. China wolle bis 2030 zu den modernsten Industrienationen der Welt gehören, bis 2049 ein modernes, reiches und demokratisches Land sein. Dieses Ziel wolle man gern mit dem Partner Deutschland erreichen. Entgangen sei China aber nicht, dass die rasante Entwicklung und die Zielsetzung in Deutschland auch als Bedrohung gesehen werden. Deutschland sei seit 30 Jahren der wichtigste Handelspartner Chinas in Europa. Als langjähriger Diplomat in Deutschland wünsche er sich mehr Mut und mehr Weitsicht von Wirtschaft und Politik in Deutschland, um neue Wege der Kooperation zu finden.

Shi Mingde, Botschafter der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland, zeigte in seiner Rede, die Felder auf, in denen die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden können. Vorgetragen wurde die Ansprache von Zhang Junhui, Gesandter der Botschaft, da der Botschafter aus gesundheitlichen Gründen verhindert war.
China befinde sich in einer umfassenden Umstrukturierung. In den kommenden 15 Jahren werde China die Entwicklung beschleunigen und die Kooperation mit anderen Ländern erweitern. Die Marktzugänge würden weiter geöffnet und man würde zunehmend auf Qualität achten. China werde die Bedingungen für ausländische Unternehmen weiter vereinfachen, so dass ausländische in China registrierte Unternehmen wie chinesische behandelt werden.

Deutschland könne von diesem Umstrukturierungsprozess profitieren – beide Nationen könnten in mehreren Bereichen eng kooperieren: China will im Rahmen der „Made in China 2025“-Strategie die Entwicklung der Highend-Produktion beschleunigen, was sich gut mit dem „Industrie 4.0“-Ansatz von Deutschland kombinieren lasse. Deutschland und China könnten gemeinsam neue Kooperationsmodelle entwickeln, zum Beispiel gemeinsam an innovativen Forschungsprojekten arbeiten. Des Weiteren wolle China in vielen Bereichen von Deutschland lernen, etwa im Bereich der grünen und kohlenstoffarmen Industrie oder bei der Ausbildung von Fachkräften. Gemeinsam mit vielen Ländern, insbesondere mit Deutschland, werde China zudem die „One Belt, One Road“-Initiative umsetzen und neue Impulse setzen. Im Vordergrund stünden  hochqualitative Handelsgeschäfte und Investitionen.