Deutsch-Chinesisches Umweltforum in Jieyang

Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven

  |  Elektromobilität , Umwelt , Galvanik , Metallindustrie , Automobilindustrie

 Deutsch-Chinesisches Umweltforum in Jieyang – Experten aus Deutschland und China diskutierten bei der 4. Deutsch-Chinesischen Mittelstandskonferenz Umweltthemen aus verschiedenen Perspektiven. Veranstalter waren das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, die Provinzregierung Guangdong, die Stadtregierung Jieyang und die Zhongde Metal Group in Kooperation mit der IHK-Chemnitz-Regionalkammer Zwickau.

Auf dem Podium saßen: Michael Stopp, Referatsleiter für Industrie und Außenwirtschaft der IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau, Dr. QIAN Faqiang, Gesellschafter der Guangdong Polytechnik Bio-Energy Co., Ltd., Gerd Wagner, Geschäftsführer der Qualitas Dienstleistungsgesellschaft mbH, Prof. FANG Zhanqiang, Professor für Chemie und Umwelttechnologie an der South China Normal University, Rene Meye, Geschäftsführer der Meta Messtechnische Systeme GmbH und WU Jun, Geschäftsführer des Oberflächenbehandlungszentrums der Metal Eco City in Jieyang. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von KOU Youwei. Die wichtigsten Statements zusammengefasst:

Michael Stopp, Referatsleiter für Industrie und Außenwirtschaft der IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau, rückte das Thema E-Mobility in den Fokus: „In Sachsen sind drei große Automobilhersteller aktiv – VW, BMW und Porsche. Nach der Planung von VW soll Zwickau zu einem Standort für E-Mobility modernisiert werden. So werden unsere Produkte gründlich verändert. Ab 2019 soll in Zwickau die Produktion von Elektrowagen – u.a. von VW, Audi und Seat – beginnen. VW plant 200.000 Elektrofahrzeuge zu produzieren. Für den Modernisierungsprozess investiert VW eine Milliarde Euro, das bedeutet für uns eine große Änderung. Die 750 Komponentenhersteller in Sachsen müssen sich auch entsprechend neu aufstellen. Wie wir sehen, läuft der Umwandlungsprozess ganz gut. Die IHK gestaltet diesen Prozess aktiv mit diesen Unternehmen und sucht gezielt die Kooperation mit China – dem Vorreiter der Elektromobilität.“
 
Dr. QIAN Faqiang, Gesellschafter der Guangdong Polytechnik Bio-Energy Co., Ltd. erinnerte daran, dass Deutschland und Österreich vor 35 Jahren ebenfalls noch mit einer großen Umweltbelastung zu kämpfen hatte – und heute grüne, saubere Länder seien. „Ich denke, das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht und sich weiterentwickelt. In den letzten 30 Jahren hat China ein Wirtschaftswachstum geschafft, das die ganze Welt bewundert. Es ist jedoch nicht zu verneinen, dass unsere Luft nicht mehr so frisch und unser Wasser nicht mehr so sauber ist, wie es früher war. Sie sind aber die Komponenten, die für unsere Existenz essentiell sind. Gibt es eine Lösung für die Weiterentwicklung der Wirtschaft als auch für den grünen Umweltschutz? Ja, die gibt es in Europa, in Deutschland, in Österreich. Es gibt zwei Instrumente, mit denen wir das Wirtschaftswachstum mit dem Umweltschutz in Balance bringen. Das eine sind Technologien. Wir haben fortschrittliche Technologien für Bodensanierung, für saubere Energieerzeugung und für Wasserreinigung. Der andere Teil ist das Bewusstsein aller Bürger. In Europa arbeiten Regierung und Bürger in diesem Sinne eng zusammen. Umweltrichtlinien, die von der Regierung aufgestellt wurden, werden von der Bevölkerung anerkennt und umgesetzt. Die Festlegung von Regeln, das Umweltbewusstsein, die Durchsetzungskraft sowie die Überwachung müssen zusammenspielen. Ich möchte an alle appellieren, dass Sie die Verantwortung mit übernehmen.“

Gerd Wagner, Geschäftsführer der Qualitas Dienstleistungsgesellschaft mbH zitierte Nietzsche: „Die Kraft steckt in der Qualität. Wir befinden uns ständig in einem Optimierungsprozess für ein Leben mit steigender Qualität. In diesem Sinne sind Menschen, Maschinen und Umwelt eng miteinander verbunden. Das wissen wir alle. Wir wissen auch, dass ein gründliches, vollständiges Qualitätsmanagement notwendig ist. Dieses existiert nun leider nur im Unternehmen. Es funktioniert noch nicht überall in der Gesellschaft. Wir brauchen ein weltweit geltendes Qualitätssicherungssystem – egal ob wir es EQM oder WQM nennen – wichtig ist, dass wir die Ideen zusammenbringen und ständig optimieren, und das sowohl für die Industrie als auch für das ökologische Umfeld. Das muss branchenübergreifend und überregional geschehen. Viele Stoffe kennen keine Grenze – die Luft zum Beispiel fließt überall hin und her und zwar ohne Einschränkung. Nur durch intensive internationale Zusammenarbeit können wir unsere Umwelt verbessern.“

Prof. FANG Zhanqiang, Professor für Chemie und Umwelttechnologie an der South China Normal University, betonte, dass China bereits auf einem guten Weg sei. Das Land habe später angefangen, sich um Umweltthemen zu kümmern, habe aber entsprechende Strategien und Maßnahmen verabschiedet. „Ich möchte heute etwas über die Prozesse der nachhaltigen Entwicklung in China erzählen. Ich bin seit 1997 in der Lehre und Forschung über das Thema Umweltschutz tätig und habe insbesondere umfassende Gespräche mit Unternehmern geführt. Im Vergleich zu westlichen Ländern hat China etwas später mit dem Ansatz der nachhaltigen Entwicklung angefangen, aber die Regierung hat diverse Strategien und Maßnahmen erarbeitet und verabschiedet. China hat gemerkt, die traditionellen Methoden verbrauchen zu viel Energien, verursachen starke Verschmutzung und erzeugen nur niedrige Erträge. Deswegen passen sie nicht mehr zu der rasanten und langfristigen Entwicklung. Wenn wir über umweltfreundliche Entwicklung sprechen, müssen wir wissen, dass es letztendlich in der Hand der Unternehmer liegt – sind die Produkte umweltfreundlich? Ist das Verfahren umweltfreundlich? Ein wichtiger Ansatz ist die Nutzung von Innovation als Antrieb der Entwicklung. Ein gutes Beispiel für die Industrie ist der nachhaltige und umweltschonende Ansatz der Metal Eco City.“

WU Jun, Geschäftsführer des Oberflächenbehandlungszentrums der Metal Eco City, umriss das Modellprojekt in der Diskussionsrunde. „In der Metal Eco City in Jieyang gibt es ein Oberflächenbehandlungszentrum, das täglich 5.000 Tonnen Abwasser aus der Galvanikindustrie behandeln kann. In der Stadt Jieyang gibt es über 7.000 Metallunternehmen. Früher fanden die galvanischen Prozesse, die unentbehrlich sind in der Metallverarbeitungsindustrie, in mehr als 600 kleinen Galvanikunternehmen statt. Diese Galvanikunternehmen befanden sich verstreut in verschiedenen Dörfern und verursachten große Umweltverschmutzung. Mit der gemeinsamen Bemühung der Stadtregierung, des Verbands der Metallunternehmer und der Zhongde Metal Group wurden diese kleinen Betriebe in ca. 40 Unternehmen konsolidiert. Betriebe mit hohem Energieverbrauch und veralteten Technologien wurden aussortiert. Die Unternehmen sind mit neueren Technologien, moderneren Ausrüstungen und besseren Fachkräften zu uns in die Metal Eco City gekommen. Auf diese Weise haben sie nicht nur ihre Produkte verbessert und ihre Produktivität gesteigert, sondern haben auch das Niveau des Projekts sowie die Konkurrenzfähigkeit erhöht.

Früher wurden die Abwässer verstreut emittiert. Nun werden sie gebündelt in die Behandlungslage geleitet, zentral behandelt und gemeinsam in die Produktionslinien zurückgeführt. Nach der Behandlung ist die Qualität des Abwassers nahezu so gut wie die Qualität des Leitungswassers. Jährlich werden 1,8 Mio. Tonnen weniger Abwässer mit Schwermetallen, 2,6 Mio. Tonnen weniger chemischer Sauerstoffbedarf, 10 Tonnen weniger ammoniakalischer Stickstoff und 10 Tonnen weniger Gesamtphosphor in die Umwelt emittiert. Das trägt maßgeblich zum Umweltschutz der Region bei.“

Rene Meye, Geschäftsführer der Meta Messtechnische Systeme GmbH, berichtete über seine Erfahrungen in der Beseitigung von Verschmutzung in Deutschland und darüber, was China für den Schutz des Ökosystems machen könnte. „Ich lege den Fokus auf Online-Überwachung und Online-Analyse für verschiedene Branchen. Ich habe an mehreren großen Umweltschutzprojekten in Deutschland gearbeitet, beispielsweise für Bodensanierung und Abwasserreinigung. In Deutschland haben wir viel für die Bodensanierung gemacht. Ab 1987 haben wir unsere Schritte für die Umweltanalyse beschleunigt und haben einige neue Gesetze, Vorschriften und Standards verabschiedet. Kurz danach fand die deutsche Wiedervereinigung statt. Vor den 90er Jahren hat Deutschland sich die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, wo es Verschmutzung gibt und auch wie viel. Die meisten Verschmutzungen im Boden und im Grundwasser konnten wir bereits beseitigen. China und Deutschland verfügen beide über Know-how, Deutschland verfügt über mehr praktische Erfahrungen. Wir streben daher Kooperationen mit dem Umweltforschungslabor der Wuhan Universität, mit dem Umweltforschungsinstitut und mit deutschen Umweltinstituten an. Wir müssen sowohl in der Forschung als auch in der Praxis eng zusammenarbeiten, mit Umweltinstituten kooperieren, bei der Regierung nach finanzieller Unterstützung fragen, gemeinsam forschen und Modelle entwickeln.