Auch Deutschland hatte größere Umweltprobleme

Interview mit Martin Oldeland, Vorstand des B.A.U.M. e.V.

 Anja Barlen-Herbig |   |  Interviews , Umwelt , Delegationen

Für Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Metal Eco City (MEC) –  die Zhongde Metal Group GmbH ist Mitglied im „Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V.“ (B.A.U.M.). B.A.U.M. verbindet seit 1984 erfolgreich und zukunftsorientiert ökonomische, ökologische und soziale Fragen – die Prinzipien der Nachhaltigkeit – miteinander. Heute ist die Umweltorganisation mit weit mehr als 500 Mitgliedern das größte Unternehmensnetzwerk für nachhaltiges Wirtschaften in Europa. Martin Oldeland, Vorstand des B.A.U.M. e V., zeigt im Interview auf, welches Interesse China an deutscher Umwelttechnologie hat und warum B.A.U.M. seine Mitglieder zu einer Reise in die Metal Eco City einlädt.

Der Ruf als größter CO2-Emittent der Welt gefällt China nicht. Die Regierung in Peking wird daher in den kommenden Jahren viel Geld in Umwelttechnologie investieren. Umweltschutz ist eine tragende Säule des 13. Fünfjahresplans der chinesischen Regierung. Wie bewerten Sie die aktuellen Bestrebungen Chinas?

Oldeland: Der Mensch als Teil der Natur ist angewiesen auf intakte, funktionierende Ökosysteme mit einer hohen Biodiversität. Diese liefern dem Menschen eine Vielzahl an Gütern und Leistungen, die die Grundlage für das menschliche Wohlbefinden darstellen. Hierzu gehören: Nahrungsmittel, Trinkwasser, Brennstoffe und Arzneimittel, Schutz vor Überschwemmungen und Bodenerosion sowie Klimaregulation oder Kohlenstoffspeicherung etc. Unsere Lebensqualität – gute Ernährung, Gesundheit, Erholung etc. – steht in direktem Zusammenhang mit der Erhaltung von Ökosystemdienstleistungen. Der Erhalt und die schonende Nutzung der biologischen Vielfalt und damit auch der Ökosysteme sind also eine Grundvoraussetzung für das menschliche Leben, aber auch für die Wirtschaft und ihre industriellen Produktionsprozesse und Dienstleistungen. Wirtschaft und Gesellschaft hängen in vielfältiger Art und Weise von diesen Ökosystemdienstleistungen ab. Die Verfügbarkeit intakter Ökosysteme und deren Dienstleistungen liegt somit im ureigenen Interesse von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Teilweise erhebliche Umweltprobleme (Schadstoffbelastung von Gewässern und Böden, Luftverschmutzung/Smog etc.) und infolgedessen bereits stark beeinträchtigte Ökosysteme und eine abnehmende Biodiversität führen in China u.a. zu Gesundheits- und Ernährungsproblemen. Vor diesem Hintergrund ist die von der chinesischen Staatsregierung verfolgte stärkere Berücksichtigung von Umweltthemen und die Investition in Umwelttechnik absolut richtig und wird von uns sehr begrüßt.

Warum rückt gerade deutsches Know-how in den Fokus, wenn es um Lösungen für Chinas Umweltprobleme geht?

Oldeland: Auch in Deutschland hat es in der Vergangenheit vergleichbare größere Umweltprobleme gegeben. Auch große deutsche Flüsse wie die Elbe oder der Rhein waren so hochgradig verschmutzt, dass darin weder gebadet noch Fische gefangen werden durften. Auch das Thema Luftverschmutzung war ein großes Problem, zum Beispiel durch die Folgen der Energiegewinnung sowie der Kohle- und Stahlindustrie. Der Himmel sollte wieder blau werden und in den Flüssen sollte das Baden und das Angeln von Fischen wieder möglich sein. Dies hatte eine hohe politische Priorität und hat letztendlich auch zu entsprechenden politischen Rahmensetzungen geführt.
Durch diese gesetzlich geforderten Veränderungen und damit verbundenen Investitionen in moderne, umweltfreundlichere Technologien z.B. in den Produktionsprozessen und bei Emissionen kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Umweltbedingungen. Das Know-how deutscher Unternehmen und seiner Ingenieure machte die Entwicklung und den erfolgreichen Einsatz sowie die fortlaufende Weiterentwicklung von Umwelttechnologien möglich. Der Export dieser Technologien in andere Länder trägt dort ebenfalls zur Verringerung von Umweltproblemen bei. Dieser langjährige gute Ruf deutscher Unternehmen und Produkte im Bereich Umwelttechnologien ist sicherlich ein maßgeblicher Grund für dieses Interesse seitens Chinas.

B.A.U.M. ist mit weit über 500 Mitgliedern das größte Unternehmensnetzwerk für nachhaltiges Wirtschaften in Europa. Wie beurteilen Sie die Chancen, die sich deutschen Unternehmern der Umweltbranche aktuell in China bieten?

Oldeland: Angesichts der schon angesprochenen großen Herausforderungen in Bezug auf die aktuellen Umweltprobleme ist China ein sehr bedeutender und großer Markt für Investitionen in moderne Umwelttechnologien, Produkte und Dienstleistungen. Insofern kann es für zahlreiche deutsche Unternehmen sehr interessant sein, sich in China geschäftlich zu engagieren und bei der Lösung von Umweltproblemen zu helfen.

Deutsche Unternehmen sind bekannt für ihre Innovationen. Viel diskutiert werden in den Medien die Themen „Schutz des geistigen Eigentums“ und „Technologie-Diebstahl“. Wie stehen Sie zu dieser Diskussion?

Oldeland: Wir leben in einer Zeit des globalen Internets mit einer extremen Vernetzung und teilweise großen Problemen in Bezug auf Datensicherheit und Schutz des geistigen Eigentums. Gerade auch für Deutschland, einem Hochlohnland mit wenig Rohstoffen, das sehr stark abhängig ist von Forschung und Entwicklung und damit von Innovationen, sind dies wichtige Themen. Es geht in diesem Zusammenhang nicht nur um den Schutz geistigen Eigentums oder die Verhinderung von "Technologie-Diebstahl". Unter dem Aspekt der Standortsicherung und der Zukunftssicherung der deutschen Wirtschaft muss auch über das Thema Direktinvestitionen aus dem Ausland gesprochen werden. Gerade die Übernahme innovativer Unternehmen mit Produkten für die Märkte der Zukunft durch ausländische Investoren sollte sehr viel stärker diskutiert werden. In diesem Zusammenhang sind die Voraussetzungen für Direktinvestitionen derzeit vielfach nicht ausgewogen und stellen sich für deutsche Unternehmen und auch den Standort Deutschland durchaus als Problem dar. In diesem Punkt besteht aus unserer Sicht noch ein starker Handlungsbedarf, insbesondere seitens der Politik.

B.A.U.M lädt für April zu einer Unternehmerreise in die Metal Eco City ein. In der MEC sind bereits mehrere Pilotprojekte im Umweltsektor auf den Weg gebracht worden. Was erwarten Sie von dieser Reise und welche Vorteile sehen Sie für Ihre Mitglieder bei einem Engagement in der Metal Eco City?

Oldeland: Wir glauben, dass diese Reise für interessierte Unternehmensvertreter sehr gute Einblicke in die Situation und die Möglichkeiten in Bezug auf den chinesischen Markt geben kann. Es wird möglich sein, sich vor Ort ein konkretes Bild u.a. auch der Dienstleistungen der Metal Eco City zu verschaffen und Kontakte zu knüpfen. Diese gewonnenen Kontakte und Informationen können sehr wichtig sein für die Entscheidungsprozesse in Bezug auf ein Engagement von Unternehmen in China.

Vielen Dank für das Gespräch.