„Auch in unserer Wirtschaftsregion gab es große Umweltprobleme"

Interview mit Prof. Dr. Frank Bär – Präsident der IHK-Chemnitz/RK Zwickau

 Anja Barlen-Herbig |   |  Umwelt , Unternehmen , Interviews

Umwelttechnologie, Anlagenbau, Automobilbranche, Dienstleistungen – das Portfolio sächsischer Unternehmer ist umfassend. Die Chemnitzer IHK mit ihren regionalen Gliederungen setzt für ihre Mitgliedsunternehmen auf eine Kooperation mit der Zhongde Metal Group GmbH, ist neues Mitglied der Metal Eco City in Jieyang.  Prof. Dr. Frank Bär, Präsident der IHK Chemnitz-RK Zwickau, erklärt im Interview, warum er für sächsische Unternehmer große Chancen in China sieht.

Prof. Dr. Bär, Sie waren zuletzt im Dezember in Jieyang – zurückgekehrt sind Sie mit einer unterschriebenen Kooperationsvereinbarung: Die IHK Chemnitz will im Juni 2018 gemeinsam mit der Zhongde Metal Group das 1. Umweltsymposium in der Metal Eco City veranstalten. Was genau ist geplant?

Prof. Dr. Bär: Zunächst kann ich berichten, dass wir in Jieyang sehr freundlich empfangen wurden, die beim ersten Besuch begonnene Zusammenarbeit hat sich zu einer vertrauensvollen Partnerschaft entwickelt. Dafür möchte ich unseren Gesprächspartnern mit Respekt danken. Sachsen hat seit vielen Jahren vielfältige Kooperationen, das zeigt sich auch in den Zahlen. 2016 wurden Waren im Wert von knapp sechs Milliarden Euro nach China geliefert. Neben der Automobilindustrie, den Maschinen-und Anlagenbau gibt es eine Vielzahl von Dienstleistern im Umweltbereich. Das über Jahrzehnte entwickelte Wissen der sächsischen Unternehmen und Institute im Umweltschutz können wir den Unternehmen und den Regionen in China anbieten – Themenbereiche sind u.a. Gewässerschutz, Abwasserbehandlung, Altlasten- und Bodensanierung. Eine begleitende Fachausstellung durch sächsische Unternehmen soll das Symposium entsprechend aufwerten.

Im Kammerbezirk gibt es 4.700 Unternehmen der Umweltbranche. Welche konkreten Chancen sehen Sie für diese Unternehmen auf dem chinesischen Markt?

Prof. Dr. Bär: Auch in unser Wirtschaftsregion waren große Umweltprobleme zu verzeichnen. Die Wirtschaft und die Politik hat schnell erkannt, dass dem Umweltbereich ein hoher Stellenwert beizumessen ist. Regierung, Wirtschaft, Institutionen und Verbände haben schnell und unkompliziert Allianzen gebildet, um für die Probleme Lösungen zu finden. Viele neue Unternehmen haben sich gegründet, um den Markt mit einer Vielzahl von Projekten für eine bessere und saubere Umwelt erfolgreich zu versorgen. Auf dieses Know-how können die chinesischen Unternehmen zurückgreifen und ebenfalls über gemeinsame Umweltprojekte die anstehenden Herausforderungen lösen. Weitere Erfahrungen konnten unsere Umweltfirmen im Ausland sammeln und auch hier geschäftlich tätig werden. Ich selber konnte mit meinem Unternehmen beispielsweise den Markt in Lateinamerika erschließen und habe dadurch enorme Erfahrungen sammeln können. Schlussendlich haben wir das Umweltministerium in Lima schulen dürfen.

Das Thema Umwelt ist breit gefächert. Auf welche Bereiche wollen Sie sich in Jieyang konzentrieren?

Prof. Dr. Bär: Die Themen sind vielschichtig. Wir haben drei Hauptbereiche, die in Jieyang gefragt sind: Gewässerschutz, Abwasserbehandlung und Bodensanierung. Stichworte wären Wasserhaushalt, Wasserbau und Gewässerbewirtschaftung für Betriebe mit besonderem Abwasseraufkommen. Belasteter/kontaminierter Boden – Ursachen und Folgen der Gewässerbelastung durch Landwirtschaft/ Industrie/Haushalte sowie Vorschläge für Sanierungsmaßnahmen im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Sanierungsmöglichkeiten für kontaminierten Bodenaushub, vorsorgender Bodenschutz und Aufbau eines Abfallmanagements in den chinesischen Firmen und Verwaltungen. Da dieses Symposium im Rahmen der 4. Deutsch-Chinesischen Mittelstandskonferenz im Juni 2018 stattfinden soll, sehen wir ein enormes Potential an Teilnehmern aus unserer Region. Wir sind davon überzeugt, dass die chinesischen Teilnehmer großes Interesse an neuen Geschäftsverbindungen haben werden. 

Für das Umweltsymposium in der Metal Eco City wollen Sie auch das sächsische Umweltministerium als Partner ins Boot holen. Der Umweltminister hat die Metal Eco City ja schon persönlich besucht. Gibt es da erste Resonanzen?

Prof. Dr. Bär: Als Partner wollen wir unseren Umweltminister Herrn Schmidt gewinnen. Er interessiert sich sehr für das Umweltforum und will dies unterstützt. Wir werden dazu in Kürze ein Gespräch mit ihm führen, inwieweit er oder Vertreter des sächsischen Umweltministeriums an dem Forum teilnehmen können. Ich habe bereits ein Schreiben von ihm bekommen, dass er uns unterstützen möchte. Weiterer Partner wird die Umweltallianz sein, ein Zusammenschluss von sächsischen Unternehmen aus der Umweltbranche sowie econet, ein Dienstleister der Außenhandelskammer in Shanghai.

Wie sieht der Zeitplan aus? Ab wann können sich interessierte Unternehmen aus Sachsen bei Ihnen für das Symposium melden?

Prof. Dr. Bär: Es ist vorgesehen, dass wir als Kammer gemeinsam mit Metal Eco City bis Ende März die Planungen erstellt haben. Das heißt, eine Auswahl an Fachvorträgen und Projektvorstellungen durch die sächsischen Unternehmen und ein Matchmaking zwischen den Kongressteilnehmern soll organisiert werden. Die sächsischen Firmen können sich ab sofort bei uns melden, der Termin des Umweltsymposiums ist für Anfang Juni 2018 im Rahmen der Mittelstandskonferenz in Jieyang vorgesehen, die am 6. und 7. Juni stattfindet. Wir sollten gemeinsam diese Chance im Interesse beider Partner nutzen. Ansprechpartner ist bei der IHK Chemnitz Michael Stopp, Telefon 0375 8142200 oder per E-mail: michael.stopp@noSpamchemnitz.ihk.noSpamde.